Hannover, 24.01.2012
DERA informiert: Erdöl & Erdgas im Iran
Die EU-Außenminister haben zum 1. Juli 2012 ein Erdöl-Embargo gegen den Iran beschlossen. Iran ist eines der bedeutendsten Länder für Erdöl- und Erdgasvorkommen und Mitglied der OPEC. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung informiert die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zu Vorräten und Potenzialen von Erdöl und Erdgas sowie den Energierohstofflieferungen nach Deutschland.
„Obwohl der Iran als Erdöllieferland für Deutschland nur eine untergeordnete Bedeutung hat, wird ein europäisches Import-Embargo auf Grund der globalen Vernetzung des Erdölmarktes beispielsweise durch einen steigenden Ölpreis für uns Auswirkungen haben“, sagt Erdöl-Experte Hans-Georg Babies. „Allein die Ausfallmengen an Erdöl für Europa würden rund 40 Millionen Tonnen pro Jahr betragen. Dies könnte durch eine Steigerung der Förderung beziehungsweise eine Umverteilung von Importen aus anderen Lieferländern ausgeglichen werden“, so Babies.
Als Erdgas-Exportland ist der Iran trotz seiner enormen Reserven weniger bedeutend.
Erdöl
Mit über 20 Milliarden Tonnen an Erdölreserven liegt der Iran hinter Saudi-Arabien, Venezuela und Kanada an 4. Position in der Welt. Dies entspricht knapp 10 % der Welterdölreserven.
Seit Beginn der Erdölförderung wurden im Iran insgesamt knapp 9 Mrd. t Erdöl gefördert. Im Jahr 2010 belegte der Iran mit einer Jahresförderung von gut 203 Mio. t (etwa 5,2 % der Weltförderung) den weltweit vierten Rang. Nur die Russische Föderation (12,8 %), Saudi-Arabien (11,9 %) und die Vereinigten Staaten (8,6 %) förderten mehr. Seit 2004 schwankt die Förderung zwischen 200 Mio. t/a und 210 Mio. t/a (inkl. Kondensat) – vorgegeben durch die Quotenregelung der OPEC. Für den Iran liegt die Förderquote seit 2009 bei rund 165 Mio. t/a ohne Kondensat. Das Land ist bestrebt, seine Förderkapazitäten über die Entwicklung neuer Felder und EOR-Maßnahmen in alten Feldern auszuweiten. Gegenwärtig wurden im Iran mehr als 100 Erdölfelder entdeckt, die hauptsächlich im Südwesten des Landes konzentriert sind – onshore und offshore im Persischen Golf. Unter ihnen befinden sich mindestens 5 so genannte „Supergiants“ mit mehr als 680 Mio. t Reserven und etwa 40 „Giants“ mit mehr als 68 Mio. t, von denen sich bisher nur ein Teil in Förderung befindet. Von den bekannten Ölfeldern ist zurzeit nur etwa die Hälfte entwickelt, davon liegt ein Viertel offshore. Die sieben größten Felder steuern über 50 % der iranischen Erdölförderung bei.
Der Iran exportierte 2010 weit über die Hälfte seiner Förderung als Erdöl (112,4 Mio. t, 5,4 % der Welterdölexporte). Der Rest wird in zahlreichen Raffinerien zu Erdölprodukten für den Eigenbedarf und den Export veredelt. Grob gesehen, fließen etwa zwei Drittel der iranischen Erdölexporte nach Asien und ein Drittel nach Europa, das heißt, knapp 6 % der europäischen Ölimporte stammen aus dem Iran. Italien, Spanien, Frankreich, Niederlande und Griechenland sind die europäischen Hauptbezieher. Deutschland erhielt 2010 etwa 1,5 Mio. t Erdöl aus dem Iran, was etwa 1,6 % der gesamten deutschen Erdölimporte entsprach. 2011 fielen die Importe, nach vorläufigen Zahlen, unter 0,8 Mio. t (unter 1 % der deutschen Ölimporte).
Erdgas
Die nachgewiesenen Erdgasreserven des Iran lagen Ende 2010 bei rund 30 Billionen m³. Somit verfügt das Land hinter der Russischen Föderation über die zweitgrößten Erdgasreserven der Welt. Mehr als zwei Drittel der Reserven entfallen dabei auf freies Erdgas, insbesondere das von South Pars im Persischen Golf, dem größten Erdgasfeld der Welt. Der Rest ist in Erdölfeldern in Form von assoziiertem Erdgas enthalten.
Seit Mitte der 1980er Jahre ist ein stetiger Anstieg der kommerziellen Erdgasproduktion zu verzeichnen. In 2010 förderte der Iran rund 139 Mrd. m³, was einem Anteil von 4,3% an der Weltförderung entspricht. Damit ist das Land hinter den Vereinigten Staaten, der Russischen Föderation und Kanada das viertgrößte Erdgas-Förderland der Welt. Allerdings benötigte der Iran als drittgrößte Erdgasverbraucher der Welt fast seine gesamte Förderung für den eigenen Bedarf.
Die Neufunde der letzten Jahre unterstreichen das hohe Erdgaspotential des Landes, das die BGR auf 11 Bill. m³ schätzt. Neben den klassischen Gebieten am Persischen Golf kann auch mit weiteren Erdgasfunden im Kaspischen Meer gerechnet werden.
Der Iran ist als Erdgasexportland weniger bedeutend, in 2010 wurden lediglich gut 8 Mrd. m³ exportiert, das weitaus meiste davon via Pipeline in die Türkei. Mit dem Ausbau der Förderung durch die Erschließung neuer Felder und der weiteren Entwicklung von South Pars könnte sich das ändern. Allerdings würde dies die Beteiligung internationaler Ölkonzerne sowie enorme Investitionen erfordern.
Erdöl | Datenstand: Ende 2010 | ||||||
Mt | Weltrang | Anteil an Welt [%] | Welt [Mt] | Naher Osten [Mt] | Deutschland [Mt] | Deutschland [%] | |
Reserven | 20 450 | 4 | 9,4 | 216 912 | 105 037 | 41 | 0,02 |
Ressourcen | 7 200 | 8 | 2,4 | 298 078 | 29 975 | 20 | 0,01 |
Förderung | 203,2 | 4 | 5,16 | 3 936,7 | 1 190,0 | 2,5 | 0,06 |
Export | 112,4 | 4 | 5,40 | 2 081,4 | 791,1 | 0,7 | 0,03 |
Verbrauch | 88,8 | 12 | 2,25 | 3 937,1 | 343,1 | 105,7 | 2,68 |
Raffinerie-kapazität | 72,6 | 15 | 1,64 | 4 411,5 | 362,3 | 120,9 | 2,74 |
Erdgas | Datenstand: Ende 2010 | ||||||
Mrd. m³ | Weltrang | Anteil an Welt [%] | Welt [Mrd. m³] | Naher Osten [Mrd. m³] | Deutschland [Mrd. m³] | Deutschland [%] | |
Reserven | 30 065 | 2 | 15,65 | 192 115 | 75 923 | 146 | 0,08 |
Ressourcen | 11 000 | 11 | 2,1 | 530 542 | 43 750 | 827 | 0,16 |
Förderung | 138,5 | 4 | 4,3 | 3 239,8 | 461,0 | 14,2 | 0,44 |
Export | 8,4 | 24 | 0,86 | 978,5 | 128,2 | 14,1 | 1,44 |
Import | 6,8 | 28 | 0,70 | 985,0 | 34,0 | 97,9 | 9,94 |
Verbrauch | 136,9 | 3 | 4,21 | 3 249,0 | 364,5 | 95,8 | 2,95 |
Ansprechpartner:
Hans-Georg Babies, Tel.: 0511 643 2368, E-Mail: HansGeorg.Babies@bgr.de
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