Hannover, 14.02.2014
Kritische Rohstoffe weiterhin im Fokus: Glasfaser- und Infrarottechnik abhängig von Germanium
In einer neuen Studie, die vom British Geological Survey (BGS) heute herausgegeben wird, hat die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Verfügbarkeit von Germanium, Antimon und Indium eingehend betrachtet.
Es zeigt sich, dass der zukünftige Bedarf an Germanium im Wesentlichen durch Entwicklungen im Bereich der Glasfaserkabel und der Infrarottechnologie gesteuert wird. Insbesondere neue Entwicklungen, beispielsweise im Bereich hochentwickelter Nachtsichtsysteme sowie der Fahrzeugsicherheits- und Brandschutztechniken, werden voraussichtlich die Nachfrage deutlich steigen lassen. Weitere Wachstumsmärkte für Germanium sind neuartige TV-Bildschirme und germaniumbasierte Galliumarsenid-Solarzellen. Die Akzeptanz und Verbreitung weiterer technologischer Neuerungen, die sich derzeit noch in unterschiedlichen Forschungs- und Entwicklungsstadien befinden, können jedoch nicht vorausgesagt werden. Aufgrund der sich daraus ergebenden Unsicherheit der Nachfrage könnte der Bedarf bis 2030 stärker steigen als bisher angenommen.
Germanium wird überwiegend als Beiprodukt des Zinkbergbaus und aus Kohleaschen gewonnen. Der Ausbau bestehender und die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten des Zinkbergbaus könnten möglichen Preis- und Lieferrisiken entgegenwirken. Auch Fortschritte in der Rückgewinnung von Germanium aus Kohleaschen in Kohlekraftwerken, bereits heute Quellen der Germaniumgewinnung in der Volksrepublik China und der Russischen Föderation, sowie aus Bergbaurückständen könnten die zukünftige Versorgung positiv beeinflussen.
„Die zusätzlichen Kapazitäten aus dem Zinkbergbau, den Kohleaschen und dem Recycling könnten bis zu 380 Tonnen pro Jahr umfassen. Dies entspricht der dreifachen Menge der gegenwärtigen Germanium-Raffinadeproduktion“, so DERA-Leiter Dr. Peter Buchholz. Trotz der in den nächsten Jahren vermutlich leicht ansteigenden Recycling-Mengen von germaniumführenden Altschrotten wird diese Rohstoffquelle mittel- bis langfristig jedoch keinen bedeutenden Beitrag zur Germanium-Versorgung leisten können.
Neben Germanium sind auch die Rohstoffe Antimon und Indium bedeutende Hochtechnologiemetalle für Zukunftstechnologien. Knapp 90% der weltweiten jährlichen Antimonproduktion stammen aus der Volksrepublik China, die damit zugleich den weltweiten Handel mit Antimonoxid, einem unerlässlichen Zuschlagstoff für feuerfeste Kunststoffe, dominieren. In den vergangenen Jahren hat die Produktion in der Volksrepublik China aufgrund neuer Umweltstandards abgenommen, neue Produzenten konnten nur mit Verzögerung auf die veränderte Marktsituation reagieren. Die geologischen Vorräte sind ausreichend; die Marktanteile alternativer Anbieter bleiben jedoch variabel und die Versorgungslage dementsprechend angespannt.
Indium gilt als typisches wirtschaftsstrategisches Spurenmetall. Seine physikalisch-chemischen Eigenschaften sind auch in Legierungen ideal für Anwendungen in hochtechnologischen Produkten wie Flachbildschirmen und den derzeit leistungsstärksten Photovoltaikzellen. Das Metall wird klassischerweise als Nebenprodukt der Zinkproduktion gewonnen; die hierzu notwendige spezifische Raffination erfordert jedoch hohe Investitionskosten. Obwohl ausreichend geologische Vorräte vorhanden sind, gleichzeitig aber viele Produzenten diese hohen Investitionen scheuen, werden zurzeit lediglich knapp 25% des tatsächlich zur Verfügung stehenden Indiums aus den Erzen gewonnen.
Die Ergebnisse der Marktanalysen zu den von der EU im Jahr 2010 festgelegten 14 kritischen Rohstoffen werden heute in dem Buch „Critical Metals Handbook“ des Wiley Verlags mit Beiträgen der DERA und der BGR veröffentlicht.
Weitere Informationen:
http://eu.wiley.com/WileyCDA/WileyTitle/productCd-0470671718.html
www.deutsche-rohstoffagentur.de
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