BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Navigation ▼

Mikrobielle Kohlenwasserstoffbildung und -abbau. Forschung im Bereich Energierohstoffe

Land / Region: überregional

Projektanfang: 01.01.2004

Projektende: 31.12.2020

Projektstand: 28.04.2016

Die mikrobielle Bildung sowie der Abbau von Kohlenwasserstoffen werden im Hinblick auf eine geobiotechnische Umwandlung und Förderung von Energierohstoffen untersucht. Im Mittelpunkt stehen die mikrobielle Methanbildung in Lagerstätten, der anaerobe Abbau höherer Kohlenwasserstoffe in verschiedenen Geosystemen (Geomikrobiologie) und die Methanoxidation. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung der Potentiale zum mikrobiellen Abbau von Kohlenwasserstoffen in arktischen Sedimenten (PANORAMA: Potenzialanalyse des Europäischen Nordmeeres und angrenzender Randmeere der Arktis). Mikrobiologische Begleituntersuchungen zur Nutzung des geologischen Untergrundes (Geothermie, Gasspeicherung) sind ein weiteres Thema.

Deutschland besitzt eine hohe Abhängigkeit von Importen an Energierohstoffen, weshalb der Forschung an heimischen Lagerstätten eine große Bedeutung beizumessen ist. Selbst mit den besten derzeit verfügbaren Fördermethoden kann nur ca. 30-40% des vorhandenen Rohöls aus den Lagerstätten gefördert werden. Der größte Teil des Öls bleibt in einem Mehrphasenmischsystem in der Lagerstätte zurück. Schon seit etwa 20 Jahren ist durch isotopenchemische Untersuchungen bekannt, dass Methan in Kohle- und Erdöllagerstätten biologisch gebildet wird. Die Kohlenstoffquelle für das Methan sind Kohlenwasserstoffe, welche von anaeroben Mikroorganismen in Abwesenheit von Sauerstoff zu Methan umgesetzt werden. Die Aufklärung dieses Abbauprozesses und seiner biogeochemischen Randbedingungen ist von großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Die Umwandlung von Anteilen des nicht förderbaren Öls durch ein entsprechendes kostengünstiges, geobiotechnisches Verfahren in leicht zu förderndes Methan würde eine sehr ergiebige, und zudem umweltschonende Energieressource bereitstellen.

Forschungsergebnisse 2004 – 2016

Etwa 7% der jährlichen globalen Methanemissionen stammen aus dem Steinkohlebergbau. In enger Kooperation mit industriellen Partnern und Forschungseinrichtungen hat die BGR über einen längeren Zeitraum die zur Stromerzeugung eingesetzten Grubengase aus deutschen Kohlebergwerken geochemisch untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass mikrobielles Methan einen wesentlichen Anteil an den kontrollierten und unkontrollierten Gasaustritten im Ruhrbecken hat. Das Methan stammt je nach Standort zu etwa 38 bis 90% aus mikrobieller Produktion (Thielemann et al. 2004). Ein Schwerpunkt in diesem Zusammenhang war die Bestimmung des Ausmaßes rezent durch Mikroorganismen gebildeten Methans in Gas-, Kohle- und Öllagerstätten, sowie die Untersuchung beteiligter Organismen. Dies sollte zu verlässlichen Aussagen hinsichtlich einer möglichen wirtschaftlichen Nutzung dieses Prozesses führen.

Hochdruckreaktor zur Untersuchung des mikrobiellen KW Abbaus unter arktischen Tiefsee BedingungenHochdruckreaktor zur Untersuchung des mikrobiellen KW Abbaus unter arktischen Tiefsee Bedingungen Quelle: BGR

Ähnliche Beobachtungen werden weltweit an Erdöllagerstätten gemacht. Mit mikrobiologisch ausgerichteten Forschungsarbeiten wurden Untersuchungen über Diversität, Verbreitung und Lebensbedingungen der in Proben aus Kohle- und Erdöllagerstätten nachgewiesenen methanbildenden Mikroorganismen durchgeführt und Gasbildungsraten quantifiziert. Weiterhin wurden in zwei DFG-finanzierten Projekten an diesen Vorgängen beteiligte mikrobielle Prozesse und Organismen zur Vorhersage vom Degradationsgrad bestimmter Lagerstätten für die Explorationsindustrie untersucht.

Ausblick

Der anaerobe Abbau von Kohlenwasserstoffen in tiefen Erdöllagerstätten durch Mikroorganismen zu Methan hat neben der wissenschaftlichen große wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung durch die Beeinflussung der Ölqualität. Daher werden in Proben aus unterschiedlichen geologischen Systemen (u. A. Erdöl- und Erdgaslagerstätten, Schlammvulkane, marine Sedimente) an diesen Vorgängen beteiligte mikrobielle Prozesse und Organismen zur besseren Beurteilung von Lagerstätten untersucht. Ferner soll untersucht werden, ob und wie man diese oder andere indigene Mikroorganismen und deren Eigenschaften, wie z. B. die Bildung von Gasen, Säuren, Biofilmen oder oberflächenaktiven Substanzen in Öllagerstätten stimulieren und damit die Ausbeute an fossilen Brennstoffen signifikant steigern kann (MEOR).

Einer neuer Schwerpunkt der Arbeiten im AB Geomikrobiologie liegt in der Untersuchung der KW-Mikrobiologie nördlicher Frontiergebiete (Projekt PANORAMA: Potenzialanalyse des Europäischen Nordmeeres und angrenzender Randmeere der Arktis). Zurzeit herrscht große Unsicherheit bezüglich der Umweltauswirkungen in Zusammenhang mit der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung der Arktis. Daher ist es dringend erforderlich, die KW-abbauenden Mikrobiozönosen in den verschiedenen sedimentären Lebensräumen der nördlichen Frontiergebiete, deren Lebensbedingungen und die potentiellen Abbauraten im Labor unter in situ nahen Bedingungen zu untersuchen. Diese Forschung dient zur besseren Einschätzung der Risiken und zur Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen der Frontiergebiet-Exploration.

Literatur:

  • Gründger F., Jiménez N., Thielemann T., Straaten N., Lüders T., Richnow H.-H., Krüger M. (2015): Microbial methane formation in deep aquifers of a coal-bearing sedimentary basin, Germany. Front. Microbiol.6: 1-14.
  • Schulz H.-M., Biermann S., van Berk W., Krüger M., Straaten N., Bechtel A., Wirth R., Lüders V., Schovsbo N.H., Crabtree S. (2015): From shale oil to biogenic shale gas: Retracing organic– inorganic interactions in the Alum Shale (Furongian–Lower Ordovician) in southern Sweden. AAPG Bulletin 99: 927-956.
  • Krüger M., van Berk W., Arning E.T., Jiménez N., Schovsbo N.H., Straaten N., Schulz H.-M. (2014): The biogenic methane potential of European gas shale analogues: Results from incubation experiments and thermodynamic modeling. International Journal of Coal Geology 136: 59–74.
  • Siegert M., Taubert M., von Bergen M., Seifert J., Bastida F., Richnow H.-H., Krüger M. (2013): Nitrate reduction and nitrogen assimilation is linked to sulfate reduction and heterotrophy in anaerobic methanotrophic mats of the Black Sea. FEMS Microbiol. Ecol. 86: 231-245.
  • Algora C., Gründger F., Adrian L., Damm V., Richnow H.-H., Krüger M. (2013): Geochemistry and microbiology of Arctic marine sediments from the Northern Baffin Bay. Geomicrobiol. J. 30: 690-705.
  • Jimenez N., Morris B.E.M., Gründger F., Cai M., Richnow H.-H., Yao J., Krüger M. (2012): Evidence for in situ methanogenic oil degradation in the Dagang oil field. Org.Geochem. 52: 44-54.
  • Siegert M., Krüger M., Teichert B., Schippers A. (2011): Anaerobic oxidation of methane dominates hydrocarbon degradation at a marine methane seep in the Sumatra forearc basin, Indian Ocean. Front. Microbiol. 2: 1-16.
  • Beckmann S., Krüger M., Engelen B., Gorbushina A., Cypionka H. (2011): Role of Bacteria, Archaea and Fungi involved in methane release in abandoned coal mines. Geomicrobiol. J. 28: 347-358.
  • Siegert, M., Cichoka, D., Feisthauer, S., Richnow, H.-H., Gründger, F., Springael, D., Krüger, M. (2011): Accelerated methanogenesis from aliphatic and aromatic hydrocarbons under iron and sulfate reducing conditions. FEMS Microbiol. Lett. 315: 6-16.
  • Feisthauer, S., Siegert, M., Seidel, M., Richnow, H.-H., Zengler, K., Krüger, M. (2010): Isotope fingerprints of methane and CO2 for exploring methane formation from aliphatic and aromatic hydrocarbons. Org. Geochem. 41: 482-490.
  • Krüger, M., Beckmann, S., Engelen, B., Thielemann, T., Cramer, B., Schippers, A., Cypionka, H. (2009): Microbial methane formation from hard coal and timber in an abandoned coal mine. Geomicrobiol. J. 25: 315-321.
  • Thielemann, Th., B. Cramer, and A. Schippers. (2004): Coalbed methane in the Ruhr basin, Germany: A renewable energy resource? Org. Geochem. 35: 1537-1549.

Kontakt:

    
Dr. Martin Krüger
Tel.: +49-(0)511-643-3102
Fax: +49-(0)511-643-2304

Diese Seite:

Hinweis zum Einsatz von Cookies

Mit dem Klick auf "Erlauben" erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihren Aufenthalt auf der Seite anonymisiert aufzeichnen. Die Auswertungen enthalten keine personenbezogenen Daten und werden ausschließlich zur Analyse, Pflege und Verbesserung unseres Internetauftritts eingesetzt. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Zum Anfang der Seite ▲