I/13: 1000 Jahre Plaggenesch – Boden des Jahres 2013
Das Sammlungsobjekt des Quartals
Er ist nachhaltig fruchtbar, speichert viel Kohlenstoff und wurde durch den Menschen geschaffen - der Plaggenesch. Am 04. Dezember 2012 ist er vom „Kuratorium Boden des Jahres" unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin als Deutschlands Boden des Jahres 2013 ausgerufen worden. Die Bekanntmachung erfolgt jährlich im Rahmen des Weltbodentages.
Böden liefern weltweit mehr als 90 Prozent der Nahrungsmittel, sie sind der größte Kohlenstoffspeicher und ein Archiv für die Umwelt- und Kulturgeschichte. Dennoch gehen jährlich auf der Erde etwa 24 Milliarden Tonnen Boden verloren. Das ist eine dramatische Entwicklung, die häufig unterschätzt wird. Der Plaggenesch vereint zahlreiche Bodenfunktionen und repräsentiert das Zusammenwirken menschlichen Handelns mit dem Bodenzustand.
„Esch“ ist ein sehr alter Begriff und bedeutet in etwa „Saatfeld der Dorfmarkung“. Der Plaggenesch ist ein Boden, der durch eine spezielle Bewirtschaftung entstanden ist. Die „Plaggenwirtschaft“ wurde seit etwa 1000 n. Chr. praktiziert. Auslöser war die fortschreitende Verarmung der Böden an Nährstoffen, der zunehmende Bevölkerungsdruck im Mittelalter und der damit verbundene höhere Bedarf an Nahrungsmitteln. Dies hatte zur Folge, dass auch die ertragsschwachen Böden beackert wurden.
Plaggen wurden aus dem oberen durchwurzelten Bereich des Bodens zusammen mit Teilen der Vegetation (Grassoden, Heide) entnommen. Sie wurden als Einstreu im Stall genutzt und später, angereichert mit dem Dung der Tiere, als Dünger auf die Äcker aufgebracht. Durch den jahrhundertelangen Auftrag von organischer Substanz ist ein stark humoser, nährstoffreicher Boden entstanden, der bis heute einen guten Ackerstandort bietet.
Der Plaggenesch ist auf der Geest in Nordwestdeutschland bis in die Niederlande verbreitet. Der Schwerpunkt liegt in der Region Oldenburg, Ostfriesland und dem Emsland. Mit Einführung der Mineraldüngung im 20. Jahrhundert wurde die Plaggenwirtschaft aufgegeben.
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in seiner Funktion als Geologischer Dienst von Niedersachsen stellt zu diesem Anlass den Plaggenesch in den Mittelpunkt einer neuen Wanderausstellung, die in der Landesvertretung erstmalig präsentiert wurde.
Weitere Informationen zur Wanderausstellung sowie den Flyer erhalten Sie im Internetangebot des LBEG. Das abgebildete Lackprofil (1,35 mal 1,65 Meter) aus Suttorf, Gemeinde Neustadt am Rübenberge, ist Teil der Lackprofile-Sammlung des LBEG. Eine Beschreibung des Fundpunktes finden Sie unter folgender Literaturangabe:
Fansa, M. (1985): Ein Siedlungsplatz der Einzelgrabkultur in Suttorf bei Neustadt a. Rbge., Landkreis Hannover. - Ausgrabungen in NIedersachsen; Archäologische Denkmalpflege 1979 - 1984: 132-133.
Übrigens: Die BGR unterhält eine Sammlung mit Standorten in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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