II/17: Nicht auf dem Holzweg: Treibholz aus Sibirien
Das Sammlungsobjekt des Quartals
Quelle: BGR; Foto: S. Pietrzok
Dieses seltsame Gebilde ist eine vom Wasser abgeschliffene Baumwurzel. Sie wurde auf der BGR-Expedition CASE 14 im Sommer 2012 an der Südküste des Isfjords in Spitzbergen auf einer Terrasse 5 m über dem heutigen Strand gefunden. Treibholz ist an den Küsten von Spitzbergen nicht ungewöhnlich. Besonders an der Nordküste von Spitzbergen gibt es an den Stränden teilweise massenhafte Ansammlungen von Treibholz, das meistens aus den Wäldern Sibiriens stammt. Von den großen sibirischen Strömen werden die Baumstämme nach Norden transportiert und treiben anschließend, im Packeis eingefroren, mit der Polardrift über das Polarmeer Richtung Atlantik, wo ein Teil des Treibholzes an den Küsten Spitzbergens angeschwemmt wird.
Die Standfläche der Wurzel zeigt, dass der Baum nicht durch einen Sturm abgebrochen ist, sondern dass er in historischer Zeit gefällt wurde. Später wurde die Wurzel durch Hochwasser freigespült, über die Flüsse in das Polarmeer verfrachtet und anschließend über den Arktischen Ozean nach Spitzbergen verdriftet.
Das Besondere an dieser Baumwurzel ist, dass sie Gesteinsbruchstücke enthält, die am ursprünglichen Standort des Baums in Sibirien in die Wurzel eingewachsen sind. Insgesamt handelt es sich um etwa 20 Steinchen zwischen 1 mm und 3 cm Durchmesser, die überwiegend gerundet und Gerölle des Flusses sind, an dessen Ufer der Baum gewachsen ist.
Quelle: BGR; Foto: S. Pietrzok
Die Zusammensetzung der Gerölle (Gneise, Granitoide, Quarzite) spricht für eine Herkunft der Gesteine – und damit auch der Baumwurzel – aus dem Gebiet des Sibirischen Kratons südlich der Laptewsee. Damit zeigt diese Baumwurzel eindrücklich, dass es durchaus möglich ist, Gesteinsbruchstücke sozusagen „Huckepack“, eingewachsen in Baumwurzeln, über Meere hinweg von einem Kontinent zum anderen zu transportieren – und damit auch den Gesteinsbestand ihres Landeplatzes, wenn auch nur geringfügig, zu verändern.
Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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