III/19: Schiefer – Gestein des Jahres 2019; aber: Früchtchen im Schiefer?
Das Sammlungsobjekt des Quartals
Schiefer ist seit Jahrhunderten ein Sammelbegriff für fein spaltbare Gesteine. Das können auch an Schichtflächen spaltbare feinkörnige Sedimentgesteine sein wie Tonsteine, zum Beispiel Ölschiefer aus dem Jura oder Kupferschiefer aus dem Perm. Mitunter werden sogar spaltbare Kalksteine als Schiefer bezeichnet (Solnhofener Plattenkalk aus dem Oberen Jura).
Schiefer nach petrographischer Definition sind metamorphe, tektonisch beanspruchte feinklastische Gesteine, an denen sich durch erhöhte Temperaturen und gerichteten Druck sogenannte Schieferungsflächen entwickelt haben. Mit Zunahme von Druck und Temperatur bilden sich neue Minerale wie Glimmer, Amphibole, Cordierit, Andalusit oder Granat.
Ein Beispiel dafür ist der Theumaer Fruchtschiefer. Es ist ein grauer, feinkörniger Tonschiefer mit zahlreichen, bis 4 mm großen Cordierit-Kristallen. Letztere haben die Form von Getreidekörnern - also Feldfrüchten - und sind somit namengebend für diesen Schiefer.
Die Cordierite sind meist pinitisiert, das heißt pseudomorph ersetzt durch Serizit, Chlorit, Biotit oder Graphit. Weitere Komponenten sind Erze und Quarz. Alle genannten Komponenten sind eingebettet in ein feines Gemenge aus Ton- und Glimmermineralen mit kohliger Substanz und kleinen Quarzkörnchen. Die hellen Glimmerminerale sind verantwortlich für den feinen silbrigen Glanz auf der Oberfläche des Schiefers.
Das Ausgangsmaterial des Theumaer Fruchtschiefers - ein toniger Schlamm - wurde im Ordovizium abgelagert und im Oberkarbon während der Platznahme des Bergener Granits kontaktmetamorph überprägt. Der Schiefer mit den relativ kleinen „Früchtchen“ (Cordierit-Neubildungen) ist in der äußeren Kontaktzone entstanden, die nicht unmittelbar am Granit liegt.
Der Schiefer wird schon seit Jahrhunderten in Theuma bei Plauen im sächsischen Vogtland abgebaut, was durch die 1456 geweihte Kirche in Theuma belegt ist. Der Beginn des systematischen Abbaus liegt in der Mitte des 19. Jahrhunderts und hält bis heute an. Der Vertrieb blieb zunächst regional, in der DDR-Zeit fand er jedoch an vielen repräsentativen Bauten in den damaligen Bezirkshauptstädten Verwendung. Ein jüngeres Beispiel ist die partielle Fassadenbekleidung am S-Bahnhof Alexanderplatz in Berlin. Der sehr verwitterungsresistente Schiefer hat viele Einsatzmöglichkeiten: als Massivbaustein, Fensterbänke, Bodenplatten, Stufen, (Grab-)Denkmale, technische Steinkörper (Laborbau) und heutzutage auch für Möbelplatten.
Eine große Anzahl verschiedener Schiefer befindet sich in der Berliner Sammlung Technisch nutzbare Gesteine und Produkte, so auch diese Schiefervariationen aus Indien (Plattengröße jeweils 5 x 5 cm).
Quelle: BGR; Foto: Jens Rätz
Literatur:
Grimm, W.-D. (2018): Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland (2. Auflage): S. 156, Ulm.
Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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