05/05: Glendonite - Kristalle aus dem Eismeer
Das Sammlungsobjekt des Monats
Quelle: BGR; Foto: Andrea Weitze
Glendonit(e) (CaCO3) werden heute als eine Pseudomorphose von Calcit nach metastabilem Ikait interpretiert - wobei sich der bevorzugt in kalten Meeren bildende Ikait (CaCO3 x 6 H2O) bereits unter Atmosphärenbedingungen sehr rasch in Calcit und Wasser umwandelt. Bei den Pseudomorphosen handelt es sich also um eine in situ Umwandlung eines ursprünglich stabilen Minerales - hier Ikait - in den unter geänderten Umweltbedingungen weitaus stabileren Calcit. Ein Stoffaustausch, wie er für Pseudomorphosen sonst typisch ist, findet dabei nicht statt.
Gebildet werden die meist sternförmigen Ikait-Kristallaggregate, die Größen bis mehr als 1 m erreichen können, im oder auf dem Meeresboden aus stark unterkühltem Meerwasser. Die Kristallaggregate sind von meist bräunlicher bis grauer Farbe und treten unregelmäßig im Sediment verteilt auf. Örtlich kommen die Aggregate massenhaft vor und belegen damit eine hohe Karbonatbildungsrate unter Kaltwasserbedingungen, wie sie bisher in der Geologie unbekannt war.
Fossile Glendonite finden sich in den Zeitabschnitten, aus denen Vereisungen bekannt sind (zum Beispiel im Perm), bzw. in Gebieten, die im Bereich der damaligen Polarmeere lagen. Der Fund von fossilen Glendoniten belegt also für diese Zeitabschnitte eine starke Abkühlung und für die Fundpunkte eine paläogeographische Lage in hohen Breiten. Diese Vermutung wird dadurch unterstützt, dass in Zeiten, in denen Mitteleuropa unter ariden oder subtropischen Klimaeinflüssen stand, Glendonite auch im hohen Norden fehlen. Das ist zum Beispiel im höheren Jura und in der tieferen Kreidezeit (ca. 140 bis 131 Millionen Jahre vor heute) der Fall.
Das abgebildete Glendonitaggregat stammt aus dem Valangin (Unter-Kreide, ca. 131 bis 123 Millionen Jahre) aus Kanada (Sverdrup Becken, Amund Ringnes). Es handelt sich um ein wissenschaftliches Original (Kr379) zur Publikation Kemper & Schmitz (1981). Sie haben Glendonite noch als Pseudomorphosen von Calcit (CaCO3) nach Thenardit (Na2SO4) betrachtet.
Literatur:
Kemper, E. & Schmitz, H.H. (1981): Glendonite - Indikatoren des polarmarinen Ablagerungsmilieus. - Geologische Rundschau, 70 (2): 759-773.
Textautoren: Thomas Krassmann, Bad Windsheim und Carmen Heunisch
Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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