08/06: Encrinus liliiformis – die „Lilie“ des Muschelkalkmeeres
Das Sammlungsobjekt des Monats
Quelle: LBEG
Seelilien (Crinoiden) gehören zu den Stachelhäutern (Echinodermata) und sind entfernte Verwandte der Seeigel, Schlangensterne und Seesterne. Wie diese weisen Crinoiden meistens eine fünfstrahlige Symmetrie auf, entsprechend haben sie fünf, zehn oder 20 Arme.
Eine der bekanntesten Arten ist die hier vorgestellte Seelilie Encrinus liliiformis. Ihr Vorkommen war auf das Germanische Becken beschränkt. Hier kam sie jedoch über lange Zeit so massenhaft vor, dass ihre Stielglieder (Trochiten) gesteinsbildend waren. Nach den milliardenfach enthaltenen Resten von Encrinus liliiformis wurde der untere Teil des Oberen Muschelkalkes Trochitenkalk-Formation benannt.
Encrinus liliiformis ist das Fossil des Jahres 2019, gekürt von der Paläontologischen Gesellschaft.
Die meisten Kronen von Encrinus werden mit geschlossenen Armen gefunden, was auf Kontraktionen der Muskeln nach dem Tod zurückzuführen sein dürfte. Offene Exemplare zeigen den weiteren Aufbau der Arme, die innen mit Pinnulae besetzt waren. Ein Teil dieser Pinnulae zeigt eine kammartige Ornamentierung. Wahrscheinlich waren die Vertiefungen mit Cilien besetzt, die eine Wasserströmung erzeugen und Nahrungspartikel ausfiltern konnten. Dass Encrinus anders als die meisten Crinoiden nicht nur zu passiver Filterung fähig war, könnte ein Grund für den großen Erfolg dieser Art sein.
Bemerkenswert ist auch die Regenerationsfähigkeit der Art nach Verletzungen oder Parasitenbefall. Neben nachgewachsenen Armen können auch abgetrennte Stielenden wieder verheilen.
Auch Reste der ursprünglichen Farbstruktur der Crinoiden können vorhanden sein. So zeigen sich bei dieser Art häufig gleichmäßige schwarze Flecken auf den einzelnen Platten der Arme.
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