I/2022: Der Peiner Gröpern – Archäologische Spurensuche mit geowissenschaftlichen Methoden
Neben den vielen geowissenschaftlichen Aspekten, die wir mit den Sammlungen bedienen, befinden sich dort auch Stücke, die für archäologische Fragestellungen relevant sind bzw. Archäologie und Geologie miteinander verbinden. Beim hier beschriebenen Objekt geht es - wie so oft im Geozentrum - um Rohstoffe, um Rohstoffe jedoch, die vermutlich im Mittelalter im niedersächsischen Raum von großer Bedeutung waren. .
Bei archäologischen Grabungen im Stadtkern von Peine wurde das Ton-Lager einer Töpferei ausgegraben. Bei den Tonen dürfte es sich um Ausgangsmaterial handeln, welches zur Herstellung von Keramik im mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Peine genutzt wurde. Belegstücke dieser Tone wurden vor kurzer Zeit in unserer Sammlung aufgenommen.
Das archäologisch interessante und für die Stadt Peine historisch aussagekräftige Material stammt aus dem Gebiet des sogenannten Gröpern. Der Gröpern war eine Ansiedlung von Töpfereien, die sich ursprünglich außerhalb der mittelalterlichen Stadt Peine befunden hat. Der Name geht zurück auf das Wort Grapen, einem dreifüßigen Kochgefäß, welches in keinem mittelalterlichen Haushalt gefehlt haben dürfte. Der Ausgräber Thomas Budde, Archäologie Peiner Land, sieht auf Basis zahlreicher Grabungen im Töpferviertel Grund zur Annahme, dass Keramik aus dem Gröpern damals von ähnlicher Bedeutung und Qualität war, wie die aus dem sogenannten Pottland in und um Duingen (Landkreis Hildesheim).
Quelle: T. Budde, Archäologie Peiner Land
Bisher wurde angenommen, dass, ähnlich wie in Duingen, die Rohstoffe für die Gröpern-Keramik aus Tonen der Bückeberg-Gruppe (Wealden, Berriasium, ca. 139 bis 145 Millionen Jahre alt) stammen, die südlich von Peine nachweislich abgebaut wurden und als „Obergische Potterde“ bekannt sind.
Auffällig ist, dass die Proben aus dem Tonlager (Abb. 1) sehr heterogen sind und wohl von zumindest zwei verschiedenen Abbaugebieten stammen. Lithologisch konnten zwei Gesteine unterschieden werden: (1) brauner, sandiger Tonsiltstein (Abb. 1a) und (2) hellgrauer Tonstein (Abb. 1b). Die biostratigraphischen Datierungen zeigen für die beiden Gesteine unterschiedliche Alter. Während der bräunliche Tonsiltstein Coccolithen (kalkige Algen, Abb. 3a und b) aufweist, die auf eine Entstehung der Tone im Paläogen hinweisen (23,03 bis 66 Millionen Jahre alt), beinhaltet der hellgraue Tonstein Coccolithen des mittleren Barremium (126,3 bis 130,7 Millionen Jahre alt, Abb. 3c und d). Anscheinend wurden die beiden Tone gemischt. Geschah dies bewusst, um zum Beispiel die Eigenschaft der Keramik zu verbessern? Solchen Fragen und auch Fragen über die Herkunft der beiden Rohstoffe werden sich Archäologen in Zukunft widmen. In der näheren Umgebung von Peine jedenfalls sind weder Tone des Barremium noch des Paläogen beschrieben.
Quelle: BGR, Fotos: A. Bornemann
Autoren: Lisa Egger, André Bornemann und Thomas Budde
Literatur:
Übrigens:
Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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